Marchfeldkanal

Gegenstand des Bauträgerauswahlverfahrens ist ein Areal von rd. 70.000m² im 21. Wiener Gemeindebezirk, nördlich des Heeresspitals am Marchfeldkanal gelegen, auf dem die Errichtung von geförderten Wohnbauten auf sechs Bauplätzen vorgesehen ist, mit zwei weiteren daran anschließenden Bauplätzen für geförderten Wohnbau und Geschäfte zur Nahversorgung, die ebenfalls in das Gesamtprojekt integriert und im Rahmen der Jury beurteilt wurden.

 

Im Sinne der Aufgabenstellung gegenständlichen Verfahrens waren von den Teilnehmern insbesondere städtebauliche Lösungen grundsätzlich für das gesamte Wettbewerbsgebiet zu erarbeiten, für die darüber hinaus gehende Bearbeitung war ein Bauplatz nach eigener Priorität zu wählen.

 

Die Projektierung der Bauplätze 2 und 6 sowie des Kindergartens auf Bauplatz 3 erfolgte durch die Bauträger „Kabelwerk Bauträger GmbH“ und „Donau City Wohnbau AG“ als Fixstarter. Diese stellten sich dem Verfahren in organisatorischer und qualitativer Hinsicht und unterwarfen sich auch dem Urteil des Beurteilungsgremiums zur Optimierung der Projektqualitäten.

 

Die Entwicklung eines Stadtquartiers geht naturgemäß weit über die Realisierung eines qualitativen Wohnbaus hinaus. Sie impliziert die Entwicklung des öffentlichen Raumes, erfordert das Zusammenspiel von Bebauung und Freiraum, setzt aber auch auf aktive Mitgestaltungsund Anregungsmöglichkeiten.

 

Gerade die Ansprüche an eine städtebauliche wie soziale Nachhaltigkeit erfordern somit die Abstimmung mit den Anrainern sowie der

Wohnprojekte aufeinander und deren Einbindung in den Gesamtkontext einer Quartiersentwicklung. Dies führte zur Entwicklung des vorliegenden dialogorientierten, mehrstufigen Wettbewerbsverfahrens, welches bereits im Verfahren selbst eine umfassende Einbeziehung der Anrainer sowie eine bauplatzübergreifende Konzeption ermöglichen sollte. So wurde neben der formalen Wettbewerbsauslobung ein umfangreicher, auf maximale Transparenz ausgerichteter Kommunikationsprozess

durchgeführt, in dessen Rahmen die Anrainer die Möglichkeit erhielten, sich über das Projekt zu informieren und sich auch direkt

in das Wettbewerbsverfahren einbringen zu können.

 

Im Zuge der ersten Stufe des Verfahrens, welche sich auf grundlegende konzeptionelle Leistungsbestandteile beschränkte, kam es dabei zur Auswahl des konzeptionell interessantesten / besten Projektes je Bauplatz. Im Rahmen des zweiten Verfahrensabschnittes erfuhren die ausgewählten Projekte eine Weiterentwicklung und Abstimmung untereinander, auch unter Einarbeitung der Ergebnisse integrierter Workshops mit Teilen der Jury, der Projektteams und insbesondere der Anrainer. Erst nach Abschluss des dialogorientierten Entwicklungsprozesses wurden die einzelnen Projekte nach dem bewährten 4-Säulen-Modell durch das Beurteilungsgremium final

beurteilt.

 

Auf Grund der auf der Projektfläche festgestellten geschützten Tierart, der dort lebenden Ziesel, ist das Thema Wohnbau und Artenschutz in Einklang zu bringen. Dabei gehen die Grundeigentümer, Donaucity Wohnbau AG und Kabelwerk, gemeinsam mit einem Expertenteam neue Wege: Im Rahmen eines sanften Umlenkungsprojekts wird die Zieselpopulation von der Projektfläche auf langfristig gesicherte Ausgleichsflächen gelenkt. Das Konzept wurde von der renommierten Ziesel- und Feldhamsterexpertin Dr. Ilse Hoffmann

(Universität Wien) gemeinsam mit DI Thomas Knoll, Experte für Landschaftsplanung, entwickelt. Die Bauträger sind sich der sensiblen Aufgabe bewusst, zukunftsweisende und nachhaltige Ideen für die Vereinbarkeit von Naturschutz und Wohnbau zu entwickeln. Dieses

Verfahren soll auch beispielgebend für zukünftige – immer häufiger – zu erwartende Situationen sein, wenn auf gewidmeten und dringend benötigten Bauflächen geschützte Tierarten angetroffen werden. Auch die Sicherstellung einer möglichst umwelt- und anrainerschonenden Baustellenabwicklung, die Konzipierung einer fußgeherfreundlichen Erschließung zur Hintanhaltung ungewünschten Durchzugsverkehrs sowie die Erarbeitung optimierter bauplatzübergreifender Garagenlösungen waren ebenfalls wesentliche Themen dieses Wettbewerbes.

 

Darüber hinaus wurde durch das Beurteilungsgremium aufgrund der eingereichten konzeptiven Entwicklungsvorschläge für die „Epk“- Flächen ein „Masterplaner“ empfohlen, der in der zweiten Wettbewerbsstufe und auch in weiteren Schritten die Leitplanung der allgemeinen Grün- und Freiflächen sowie der Nahtstellen zu den bauplatzbezogenen Grün- und Freiflächen vornimmt.